Wer als Anleger ein gut diversifiziertes Portfolio mit moderatem Risiko und guter Rendite bevorzugt, kommt um eine gute Mischung aus Aktien und Anleihen nicht herum. Und wer das Ganze noch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wünscht, sollte sich beim Thema Anleihen vor allem auf die sogenannten grünen, blauen und orangenen Anleihen fokussieren. Doch was ist damit gemeint? Um welchen Typ Anleihen handelt es sich hier und warum sind gerade diese Anleihen gerade unter dem Aspekt einer nachhaltigen Geldanlage zu empfehlen?
Anleihen als stabilisierendes Element in Zeiten schwankender Zinsen
Anleihen sind Schuldverschreibungen, die von Unternehmen, Staaten oder anderen Emittenten ausgegeben werden, um Kapital von Anlegern zu beschaffen. Im Gegenzug für ihr investiertes Kapital erhalten Anleger einen Zins (Coupon) und die Rückzahlung des geliehenen Geldes (Nennwert) zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft (Fälligkeit). Die Höhe des Zinses und die Laufzeit der Anleihe sind wichtige Faktoren, die den Preis der Anleihe bestimmen.
Warum sind Anleihen in einem Umfeld steigender Zinsen interessant?
In Phasen steigender Zinsen werden Neuemissionen von Anleihen tendenziell mit höheren Renditen angeboten. Dies liegt daran, dass Anleger für ihr Kapital eine angemessene Kompensation erwarten. Für bereits existierende Anleihen mit einem niedrigeren Zinscoupon kann der Wert jedoch sinken, da sie im Vergleich zu den neu emittierten Anleihen weniger attraktiv werden.
Trotz dieses Risikos können Anleihen in einem Umfeld steigender Zinsen dennoch eine wichtige Rolle für Anleger spielen:
- Diversifikation und Risikominimierung: Anleihen weisen in der Regel eine geringere Korrelation mit Aktien auf. Das bedeutet, dass ihr Wert tendenziell nicht in die gleiche Richtung schwankt wie der Wert von Aktien. Fallen die Aktienkurse, können Anleihen den Rückgang des Portfoliowerts teilweise kompensieren und so für mehr Stabilität sorgen. Dies ist besonders wichtig in turbulenten Marktphasen.
- Regelmäßiges Einkommen: Anleihen bieten Anlegern in der Regel ein festes und vorhersehbares Einkommen in Form von Zinszahlungen. Dies kann zur Finanzierung des laufenden Lebensunterhalts oder zur Sicherstellung einer bestimmten Rendite beitragen.
- Inflationsschutz: Anleihen mit fester Verzinsung bieten eine gewisse Absicherung gegen Inflationsrisiken. Steigt das allgemeine Preisniveau, sinkt zwar der reale Wert der zukünftigen Rückzahlungen, die Zinszahlungen bieten jedoch weiterhin ein nominales Einkommen.
Nachhaltige Investments mit Renditechancen: Grüne, blaue und orangene Anleihen
Neben den traditionellen Anleihen haben sich in den letzten Jahren auch sogenannte grüne, blaue und orangene Anleihen etabliert. Diese Anleihevarianten zeichnen sich dadurch aus, dass die Emissionserlöse ausschließlich in nachhaltige Projekte investiert werden, die positive Auswirkungen auf Umwelt und/oder Gesellschaft haben.
Green Bonds: Investitionen in den Umweltschutz
Green Bonds, auch grüne Anleihen genannt, sind Anleihen, deren Emissionserlöse ausschließlich in Projekte mit positivem Umwelt- und/oder Klimaschutzwirkung investiert werden. Die Verwendung der Mittel wird in der Regel durch unabhängige Experten kontrolliert und zertifiziert.
Green Bonds bieten Anlegern die Möglichkeit, sich an der Finanzierung von Projekten zu beteiligen, die den Umweltschutz fördern und zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. Dazu können beispielsweise Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz, nachhaltige Mobilität oder Ressourcenschonung gehören.
Die Nachfrage nach Green Bonds ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Dies liegt nicht nur am wachsenden Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutzfragen, sondern auch an den attraktiven Renditechancen, die Green Bonds bieten. Die Renditen von Green Bonds liegen in der Regel auf einem ähnlichen Niveau wie die Renditen von vergleichbaren konventionellen Anleihen.
Blue Bonds: Investitionen in die Wasserwirtschaft
Blue Bonds sind Anleihen, die in nachhaltige Wasserwirtschaft Projekte investieren. Dazu können beispielsweise der Bau von Wasseraufbereitungsanlagen, die Sanierung von Kanalisationssystemen, der Schutz von Wassereinzugsgebieten oder die Bewässerung von landwirtschaftlichen Nutzflächen gehören.
Diese „blauen“ Anleihen bieten Anlegern die Möglichkeit, sich an der Finanzierung wichtiger Infrastrukturprojekte zu beteiligen, die für die Wasserversorgung und den Umweltschutz von großer Bedeutung sind. Der Zugang zu sauberem Wasser ist eine wesentliche Voraussetzung für menschliches Leben und wirtschaftliche Entwicklung.
Die Nachfrage nach solchen Blue Bonds ist insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern groß, wo die Wasserinfrastruktur oft unzureichend ausgebaut ist. Sie können und sollen einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wasserversorgung und zum Schutz der Wasserressourcen in diesen Ländern leisten.
Orange Bonds: Investitionen in soziale Projekte
Orange Bonds, auch Social Bonds genannt, sind Anleihen, deren Emissionserlöse in Projekte mit positivem sozialen Effekt investiert werden. Dazu können beispielsweise Bildungsinitiativen, die Förderung von bezahlbarem Wohnraum, die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen oder die Stärkung der Rechte von Frauen und Mädchen gehören.
Diese Anleihen bieten Anlegern die Möglichkeit, sich an der Finanzierung sozialer Projekte zu beteiligen und gleichzeitig eine ansehnliche Rendite zu erzielen. Der soziale Impact von Orange Bonds wird in der Regel durch unabhängige Experten gemessen und berichtet.
Auch wenn das Angebot solch „orangener“ Anleihen bis dato noch durchaus begrenzt ist, ist die Nachfrage nach solchen Bonds in den letzten Jahren konstant gestiegen. Dies liegt vor allem an dem wachsenden Bewusstsein für soziale Verantwortung und dem Wunsch von Anlegern, sich nicht nur an der Finanzierung von profitablen, sondern auch an der Finanzierung von nachhaltigen und sozial sinnvollen Projekten zu beteiligen.
Die Renditen von Orange Bonds liegen in der Regel etwas höher als die Renditen von Green und Blue Bonds, da sie auch mit einem etwas höheren Risiko verbunden sind. Dies liegt zum einen an der Komplexität der sozialen Projekte und zum anderen an den sozialen und politischen Risiken in den Ländern, in denen die Projekte umgesetzt werden.
Zusammenfassung und Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass grüne, blaue und orangene Anleihen jeweils eine besondere Rolle in einem diversifizierten Portfolio spielen können. Green-Bonds ermöglichen Investitionen in ökologische Nachhaltigkeit, Blue-Bonds fördern den Schutz der Meeresökosysteme und Orange-Bonds unterstützen soziale Gerechtigkeit und Inklusion. In Zeiten schwankender Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheiten bieten diese Anleihen nicht nur stabile und planbare Erträge, sondern auch die Möglichkeit, in nachhaltige und zukunftsorientierte Projekte zu investieren.
Anleger, die auf der Suche nach sicheren, aber auch verantwortungsbewussten und nachhaltigen Anlageoptionen sind, finden in diesen speziellen Anleiheformen eine interessante und wertvolle Ergänzung zu ihren Portfolios. Die Einbindung dieser Anleihen in ein Portfolio ist daher nicht nur eine Frage der finanziellen Absicherung, sondern auch eine strategische Entscheidung zur Unterstützung nachhaltiger und sozial verantwortlicher Investitionen.
Weitere interessante Informationen zu diesem Thema gibt es hier >> Grüne Anleihen: von der Evolution zur Revolution
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.