Laut dem neuesten Weltrisiko-Bericht 2024 des Weltwirtschaftsforums (WEF) kristallisieren sich Fehl- und Desinformation als das gravierendste kurzfristige Risiko für die Weltwirtschaft im nächsten Jahrzehnt heraus. Diese Feststellung betont die unumgängliche Notwendigkeit einer umfassenden Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, die mit der Verbreitung falscher Informationen einhergehen. Im langfristigen Kontext stehen Experten jedoch vor weiteren, ebenso drängenden Anliegen. Dazu zählen extreme Wetterereignisse, kritische Veränderungen der Erdsysteme, der Verlust der biologischen Vielfalt sowie der Zusammenbruch von Ökosystemen und die drohende Knappheit natürlicher Ressourcen. Es wird somit deutlich, dass eine proaktive Herangehensweise erforderlich ist, um nicht nur die kurzfristigen, sondern auch die langfristigen Risiken für die Stabilität der globalen Wirtschaft zu bewältigen.
Bewältigung der Umweltrisiken größte Aufgabe im nächsten Jahrzehnt
Eine fortgesetzte Dominanz von Umweltrisiken, bereits in früheren Weltrisiko-Berichten deutlich, prägt die globale Risikolandschaft über sämtliche Zeithorizonte hinweg. Von besonderer Bedeutung ist dabei, dass diese Risiken laut dem Weltrisiko-Bericht fünf der zehn größten Herausforderungen im kommenden Jahrzehnt ausmachen. Trotz dieser klaren Einschätzung besteht unter den befragten Experten Uneinigkeit bezüglich der zeitlichen Dringlichkeit dieser ökologischen Risiken. Insbesondere Vertreter der Privatwirtschaft gehen davon aus, dass die meisten ökologischen Gefahren erst in der Zukunft akut werden. Dieses Meinungsgefälle weist jedoch auf ein beunruhigendes Risiko hin – nämlich die Möglichkeit, unumkehrbare Kipppunkte in den Umweltsystemen zu erreichen. Die Zeit für langwierige Diskussion scheint somit nicht mehr gegeben zu sein.
Weltrisiko-Bericht 2024: Bisherige Errungenschaften laufen Gefahr, verloren zu gehen
Der Bericht hebt die Gefahr einer globalen Risikolandschaft hervor, in der die hart erkämpften Fortschritte in Richtung nachhaltiger Entwicklung erodieren könnten. Die sich abzeichnende Abnahme der Kooperationsbereitschaft, um gemeinsam drängende globale Herausforderungen zu bewältigen, gibt Anlass zur Sorge. Kurzfristig wird die globale Zukunft überwiegend negativ bewertet, wobei Faktoren wie Wetterextreme, gesellschaftliche Polarisierung und Cyberrisiken besondere Belastungen darstellen.
Langfristig erwarten die Experten sogar eine weitere Verschlechterung. Die Anpassungsfähigkeit von Menschen und Staaten wird durch fundamentale Verschiebungen in der globalen Macht-Dynamik, im Klima, in der Technologie und in der Demografie gefährdet. Die Ergebnisse der Befragung von 1400 globalen Risikofachleuten und Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft im September deuten darauf hin, dass sich in den nächsten zehn Jahren eine multipolare oder fragmentierte Weltordnung herausbilden wird. In dieser Ordnung konkurrieren Mittel- und Großmächte miteinander, um neue Regeln und Normen zu setzen und durchzusetzen. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass Risiken sich beschleunigen und weiter ausbreiten, wie Saadia Zahidi, Geschäftsführer des WEF, betonte.
Politik und Wirtschaft sind gefordert, den steigenden Risiken entgegenzuwirken
Der dringliche Appell des Berichts richtet sich an politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger, um konkrete Maßnahmen gegen weltweite Risiken zu ergreifen. Besonders wird eine verstärkte globale Zusammenarbeit zur Entwicklung von Schutzmechanismen gegen aufkommende, disruptive Risiken gefordert. Die Rolle der Privatwirtschaft wird dabei nicht nur im Rahmen nationaler Initiativen, wie beispielsweise Aufklärungskampagnen gegen Desinformation, betont, sondern auch als entscheidender Akteur bei der Gestaltung und Einführung neuer Technologien. Der Bericht verdeutlicht eindringlich, dass die Welt sich mitten in einem tiefgreifenden Strukturwandel befindet, der maßgeblich von Entwicklungen wie Künstlicher Intelligenz (KI), dem Klimawandel, geopolitischen Verschiebungen und demografischen Veränderungen vorangetrieben wird.
John Scott, Leiter der Nachhaltigkeitsrisiken bei der Zurich Versicherungsgruppe und maßgeblich an der Erstellung des aktuellen Weltrisko- Berichts beteiligt, betont nachdrücklich die Wichtigkeit koordinierter grenzüberschreitender Maßnahmen sowie lokal ausgerichteter Strategien, um die langfristigen Auswirkungen globaler Risiken zu minimieren.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.