Extreme Wetterereignisse werden durch steigende Temperaturen immer häufiger. Das ist nicht nur gefährlich für die Umwelt und Menschen. Auch die globale Wirtschaft und in Folge die Menschheit leidet darunter. Eine kürzlich veröffentlichte Studie ergab nun, dass Hitzerekorde und extreme Regenfälle in den vergangenen Jahren einen signifikanten Beitrag zu einer hohen Inflationsrate geleistet haben. Insbesondere die Nahrungsmittelpreise waren stark betroffen. Diese Erkenntnis hat weitreichende globale Konsequenzen zur Folge und verdeutlicht die zunehmende Rolle des Klimawandels als einen der entscheidenden Preistreiber in der Weltwirtschaft.
Es droht bis zu 3,2 % jährlicher Inflationsanstieg bei Lebensmitteln
Die Auswirkungen dieser Umstände wurden durch eine gemeinsame Studie des renommierten Potsdam-Instituts für Klima-Folgen-Forschung (PIK) und der Europäischen Zentralbank (EZB) bestätigt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung legen nahe, dass vor allem Nahrungsmittel von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Die Prognosen zeigen, dass erhöhte Durchschnittstemperaturen die Lebensmittelinflation jährlich um bis zu 3,2 Prozentpunkte und die Gesamtinflation um bis zu 1,18 Prozentpunkte bis zum Jahr 2035 ansteigen lassen könnten.
Keine regionalen Abweichungen: Klimawandel stellt globale Bedrohung der Preisstabilität dar
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaft sind dabei nicht auf bestimmte Regionen beschränkt. Sowohl wohlhabende als auch ärmere Länder sind gleichermaßen von der fortschreitenden Änderung der globalen Wetterverhältnisse betroffen. Diese Tatsache unterstreicht die weitreichende Bedeutung des Klimawandels als einen der wesentlichen Faktor für die globale Preisstabilität und wirtschaftliche Entwicklung, den es keinesfalls zu unterschätzen gilt.
So analysierten die Forschenden in ihrer Studie den Zusammenhang zwischen hohen Temperaturen, extremen Wetterereignissen und der Preisentwicklung in der Vergangenheit. Dabei stellten sie fest, dass die Inflation nicht linear mit den Klimakennzahlen korrelierte. Insbesondere zeigte sich, dass die Inflation im Sommer und in heißen Regionen in niedrigeren Breitengraden stärker ansteigt, insbesondere im globalen Süden.
Was wiederum die Komplexität der Auswirkungen des Klimawandels auf die globalen wirtschaftlichen Indikatoren verdeutlicht. Womit grundsätzlich festzustellen bleibt, dass die Zusammenhänge zwischen Klima und Inflation nicht einfach zu erfassen sind. Hier besteht also weiterer Forschungsbedarf, um die genauen Mechanismen zu verstehen und entsprechend wirksame Maßnahmen ableiten zu können.
Hitzesommer 2022 als Beispiel für den Einfluss des Klimawandels auf Lebensmittelpreise
Ein konkretes Beispiel für die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Inflation lässt sich im Hitzesommer von 2022 in Europa finden. Während dieser Zeit stieg die Lebensmittelinflation um alarmierende 0,6 Prozent an, was einen direkten Zusammenhang zwischen extremen Wetterbedingungen und wirtschaftlichen Auswirkungen verdeutlicht.
Die Folgen dieser Preissteigerungen aufgrund von Dürre-bedingten Ernte-Ausfällen sind von weitreichender Bedeutung: Nach Schätzungen der Vereinten Nationen gerieten infolge der so drastisch ansteigenden Preise etwa 71 Millionen Menschen in Armut.
Die Erkenntnis
Die vorliegenden Forschungsergebnisse zeigen die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Anpassung an seine Folgen. Nur durch ein koordiniertes und entschlossenes Handeln können die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaft und die globale Stabilität eingedämmt werden.
Mehr Infos gibt es hier >> The impact of global warming on inflation: averages, seasonality and extremes
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.