Nachhaltig investieren anlegen ist „in“ – keine Frage und zudem untermauert durch den erst kürzlich veröffentlichen Marktbericht der Forums Nachhaltige Geldanlagen e.V. Wer sich anschickt, das Thema Vermögensaufbau in die Praxis umzusetzen, der legt bei der Auswahl entsprechender Anlageinstrumente Wert auf das Thema Nachhaltigkeit und dem Wissen darum, dass mit dem angelegten Geld verantwortungsvoll umgegangen wird.
So zumindest die Erkenntnis zahlreicher Studien und Markt-Analysen. So kann in Summe festgestellt werden, dass fast jede Studie als Resultat aufführt, das fast jeder 2. Anleger in Deutschland exakt das Ziel verfolgt, nachhaltig Geld anlegen zu wollen. Und genau darin liegt jetzt das Fragezeichen, denn wieviel „wollen“ findet dann wirklich Anwendung in Form einer praktischen Handlung?
Studie offenbart den Unterschied zwischen wollen und machen
Und exakt jener Fragestellung ist das Institut EARSandEYES in Form einer repräsentativen Studie nachgegangen – und einem Resultat, das den Trend hin zu mehr nachhaltigen Geldanlagen in etwas anderes Licht rückt als so manch einer das vielleicht erwartet hätte.
So kommt auch die Studie von EARSandEyes ebenfalls zu dem Ergebnis, dass fast jeder 2. Befragte (42 Prozent) es für immens wichtig halten, zur Verfügung stehendes Kapital lediglich in jene Unternehmen zu investieren, die ihre Produkte und Services unter Nachhaltigkeitskriterien.
Und immerhin 29 Prozent aller befragten Anlegerinnen und Anleger haben ihr Kapital aktiv in Unternehmen investiert, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet fühlen. Doch beim Blick auf jene 42 Prozent der befragten, die angibt, dass für sie ein Investment in nachhaltig ausgerichtete Unternehmen einen hohen Stellenwert einnimmt, sind tatsächlich nur 44 Prozent in solchen Unternehmen mit realem Kapital investiert. Schlussfolgerung?
Bei so manch einem Anleger scheint das Bekenntnis zu nachhaltigen Geldanlagen nur ein Lippenbekenntnis zu sein. Was somit zu der Erkenntnis führt, dass eine generell geäußerte Befürwortung von Nachhaltigkeit nicht immer dazu führt, dass Anleger bei ihren Investment-Entscheidungen auch entsprechend handeln.
Und die Studie führt noch eine, wenn auch nicht ganz neue Erkenntnis zu Tage: Frauen sind bei ihren Anlage-Entscheidungen dem Thema Nachhaltige Geldanlagen deutlich offener eingestellt als ihre männlichen Pendants und rund 23 Prozent der Befragten ist nachhaltiges Investment kaum oder überhaupt nicht wichtig. Auch hier zeigt sich, dass die Männer ein geringeres Interesse an nachhaltigen Geldanlagen haben.
Selektive Betrachtung: Ethik spielt größere Rolle bei Investment-Entscheidungen
Wobei die Studie besonders in einem Punkt eine interessante Erkenntnis zu Tage fördert und zwar jene, dass vor allem ethische Aspekte beim Thema Investment für einen hohen Prozentsatz der Befragten eine gewichtige Rolle spielt. Branchen wie
- Rüstungsindustrie
- Tabak
- Atom-Energie
- Glücksspiel etc.
erfahren ein hohes Maß an Ablehnung.
So lehnen 61 Prozent aller Befragten ein Investment in die Rüstungsindustrie grundsätzlich aus. Dies hohe Maß an Ablehnung beziehungsweise Ablehnung eines Investment zeigt sich auch bei der Tabakindustrie als auch Atom-Energie. Hier lehnt immerhin jeder zweite Anleger ein finanzielles Engagement komplett aus.
Wirft man wiederum auf die anfangs angesprochen Zielgruppe jener 42 % der Anleger, die sich für nachhaltige Geldanlagen aussprechen, einen Blick, so zeigt sich im Zusammenhang mit den kritischen Branchen folgendes Bild:
- 74 Prozent sprechen gegen eine Beteiligung an der Rüstungsindustrie aus
- 61 Prozent lehnen Atomenergie ab
- 57 Prozent lehnen ein Investment in die Tabakindustrie ab
- 15 Prozent lehnen die Kosmetik-Branche ab
- 11 Prozent stehen der Tourismus-Branche kritisch gegenüber
Hohe Rendite Aussichten beeinflussen immer noch Investment-Entscheidungen
Was die Studie zu guter Letzt ebenfalls erkennen lässt, ist, das bei einem nicht geringen Prozentsatz das Thema Rendite grundsätzlich die Investment-Entscheidung in einem erheblichen Maße beeinflusst. So gibt beispielsweise jeder vierte männliche Anleger an, dass er grundsätzlich in jede Branche investieren würde, so lange sich hieraus für ihn eine positive Rendite ergeben würde.
Frauen sind an diesem Punkt deutlich geringer rendite-orientiert, denn auf die entsprechende Frage antworteten bei den Frauen lediglich 19 Prozent dahingehend, dass die erzielbare Rendite ausschlaggebend bei der Anlage-Entscheidung ausschlaggebend sei. Nachhaltiges investieren steht also bei weiblichen Anlegern höher im Kurs als der reine Blick auf die bestmöglich erzielbaren Gewinne.
Das Fazit zum Thema „Nachhaltig investieren“
Eine zweifelsfrei interessante Studie, die deutlich macht, dass Anleger sich zwar mental dem Thema „Nachhaltige Geldanlage“ beziehungsweise „nachhaltig investieren“ öffnen, aber eben immer noch in dem verbalen Bekenntnis feststecken. Mit dem Ergebnis, dass sie dann letztendlich ihr Geld doch eher klassisch anlegen. Oftmals mit der Begründung so höhere Renditen erzielen zu können. Insofern liegt eine der Aufgaben sicherlich darin, auch den finanziellen Erfolg nachhaltiger Geldanlagen deutlicher in den Vordergrund zu stellen.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.