Wir hatten schon beim Start von vividam Ende 2018 angekündigt, dass wir den Impact, also die Wirkung, der vividam Strategien messen und veröffentlichen werden. Dies stellte sich als eine große Herausforderung dar. Doch in der Zwischenzeit liegen nun die Ergebnisse unseres Dienstleisters impact-cubed aus London für vividam 50 und vividam 100 vor.
Was man zum Thema „Impact Investment“ wissen sollte
Doch bevor wir darauf eingehen, ein paar Anmerkungen, da sich seit Beginn des Projekts und der Veröffentlichung der Daten einiges entwickelt hat, vor allem auf Seiten der Wissenschaft, die sich damit sehr intensiv beschäftigt.
Grundsätzlich sollen Impact Investments die in der Tabelle aufgeführten fünf Merkmale besitzen. Diese in die Praxis für ein breites Anlegerpublikum umzusetzen, ist eine große Herausforderung.
Denn die Erzielung einer Wirkung auf dem sogenannten „Sekundärmarkt“, also an der Börse, ist nicht so trivial wie es ausschaut. Kauft ein Fondsmanager beispielsweise die Aktie eines Windradproduzenten, so investiert er in die Zukunft und die Energiewende. Allerdings gibt es an der Börse auch immer einen Verkäufer, der diese Aktie veräußert. Die Aktie wechselt also nur den Besitzer und das betroffene Unternehmen merkt in der Regel davon nichts und erhält auch kein neues Kapital daraus.
Neues Kapital würde beispielsweise geschaffen, wenn ein Venture Capital Fonds in ein junges, nicht börsennotiertes Unternehmen mit frischem Geld einsteigt und ein neues Produkt oder eine Dienstleistung finanziert, was ansonsten nicht möglich gewesen wäre. Hier befinden wir uns am „Primärmarkt“. Zumindest hat der Investor dadurch einen Impact, ob diese Wirkung dann positiv ist, hängt vom Produkt oder der Dienstleistung ab – das ist der „Company Impact“.
„Investor Impact“ versus „Company Impact“
Hierzu gibt es eine sehr gute Studie von Florian Heeb und Julian Kölbel der Universität Zürich, Center for Sustainable Finance & Private Wealth aus dem Jahr 2020. Nachfolgende Grafik stammt daraus und zeigt den Unterschied.
Ein Beispiel, wo beides vorliegt, wäre die Gründung einer Energiegenossenschaft, die ein Windenergieprojekt planen, bauen und betreiben soll. Die Investoren geben Geld in die Genossenschaft und haben einen „Investor Impact“. Mit der Erzeugung des Windstroms zahlt das Projekt positiv auf SDG 7 „Zugang zu erschwinglicher, zuverlässiger, nachhaltiger und moderner Energie für alle gewährleisten“ ein. Diese Wirkung ist auch direkt in KW/h Energie messbar. Und die Genossenschaft kauft eine neue Anlage und hat damit einen „Company Impact“ auf die Umwelt. Da es am Sekundärmarkt nicht so einfach ist, muss man den Begriff der „Wirkung“ etwas verbreitern.
So zeigen die beiden deutschen Wissenschaftler Prof. Dr. Klein von der Uni Kassel und Prof. Dr. Wilkens von der Uni Augsburg in ihrer für die Verbraucherzentrale erstellten Studie die unterschiedlichen Wirkungskanäle.
Ab Seite 32 der Studie werden drei Impact-Klassen und drei Wirkungskanäle vorgestellt und anhand von vier Beispielen erläutert. Fonds für den Privatkunden wird man in der Regel in der „Mitte“ finden
Das soll es fürs erste zur Theorie und Wissenschaft gewesen sein. Wir sind uns sehr bewusst, dass wir mit dem Begriff „Impact“ bzw. „Wirkung“ sehr vorsichtig umgehen müssen. Der potentielle Schaden durch „Impact washing“ kann immens sein und alle Anstrengungen zur Erreichung der 17 Ziele der UN (SDGs) zunichtemachen. Auch „unser“ Impact ist eher indirekt, wobei man nicht jede „Wirkung“ wirklich quantifizieren und messen kann.
Der gemessene „Impact“ der vividam Anlagestrategien
Nachfolgend veröffentlichen wir den Impact zwei unserer vier Portfolien – vividam 50 und vividam 100 – per Ende Juni 2022. Die Analyse wurde von impact-cubed erstellt und basiert auf den „aktuell“ verfügbaren Holdings der zugrundeliegenden Fonds. Beide Strategien weisen relativ zur Benchmark netto einen positiven Effekt (Wirkung) aus, was man anhand des Spider-Diagramms erkennen kann.
Konkret haben wir relativ zur Benchmark einen um 22 Basispunkte (BP) höheren Impact. Im Spider-Diagramm sieht man die einzelnen Teilbereiche. Wir sind in vielen Sektoren besser als die Benchmark (schwarzer Kreis). Auffällig ist der Ausschlag bei „Environmental good“ und „Executive pay“ und der niedrige Wert bei „Board independence“ und „Gender equality“. Das überrascht nicht wirklich, da wir einen Fokus auf die Umwelt und Green Tech legen.
Das Mapping auf die SDGs ist in nachfolgender Grafik zu sehen. Einige „Problem-“Bereiche im sozialen Bereich sind bereits adressiert und werden durch einen neuen Fonds zeitnah abgedeckt.
Die komplette Analyse kann hier bzw. für vividam 50 hier heruntergeladen werden. Bei vividam 50 liegt der Netto-Impact sogar bei 28 BP.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir erst am Anfang von Wirkungsmessung und SDG-Mapping sind und es noch viel Research in den nächsten Jahren benötigt. Die Ergebnisse werden immer besser werden, je mehr Daten künftig vorliegen werden und neue Anbieter, die sehr KI-getrieben sind, werden auf die Bühne treten. Das Rahmenwerk ist dafür bereit. Allerdings muss uns auch klar sein, dass man nicht alles quantifizieren kann. Das gilt besonders für einige soziale Aspekte. Wir werden Sie weiter auf dem Laufenden halten.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.