Keine Frage – grüne Geldanlagen sind „in“ und alles was „in“ ist stellt einen Trend dar. Und es gilt als alte Geschäftsregel, dass man sich als Anbieter Trends niemals verschließen sollte, geschweige denn nicht mit eigenen Produkten und / oder Services daran teilnehmen sollte. Und so verwundert es nicht, dass immer mehr Unternehmen, die sich in den Weiten der Investment-Welt bewegen, diesen Trend zu grünen, nachhaltigen Geldanlagen aufnehmen und entsprechende Anlage-Produkte anbieten.
Vorteilhaft für den Anleger mag man denken, erweitert sich doch so das Angebot nachhaltiger Geldanlagen kontinuierlich und bietet privaten Investoren somit auch die Möglichkeit, eine breitere Auswahl an, in Frage kommenden Anlageangeboten nutzen zu können.
Was aber hierbei leider oftmals vergessen wird, ist die Frage dahingehend, ob die nachhaltigen Kapitalanlage-Angebote auch wirklich so nachhaltig sind, wie sie denn „feil“ geboten werden? Warum man sich als Anleger diese Frage zwingend stellen sollte, lässt sich mit dem Phänomen des „Trends“ erklären, denn er führt oft zu einer eingeschränkten Sichtweise. Und genau diese eingeschränkte Sichtweise bietet Unternehmen die Möglichkeit mit Produkten hieran teilzunehmen auch wenn diese im Grunde nicht den Anforderungen des Trends entsprechen.
Nachhaltige Geldanlagen und Greenwashing: Aus Braun wird Grün
Um es klarer auszudrücken: Nachhaltigkeit beim Thema „grüne Geldanlagen“ ist nicht einwandfrei definiert und schon gar nicht per Gesetz / Verordnung oder sonst was. Was Anbietern von Anlageprodukten die Möglichkeit bietet, ihre Produkte mit geringem Aufwand umzulabeln, um sich so mit einfachen Mitteln ein Stück vom stetig wachsenden „Kuchen“ zu sichern.
Beispiel für entsprechend „manipulierte“ grüne Geldanlagen gefällig? Man nimmt halt einfach ein paar „schlechte“ oder „kritische“ Aktien aus seinem Investmentfonds heraus, hängt bei der Bezeichnung des Fonds dann am Ende ESG (=Environment, Social und Governance) dran und schon hat man einen Kapitalanlage-Angebot, welches sich dem Trend nachhaltiger Geldanlagen „verschrieben“ hat. Und was für klassische Aktienfonds gilt, gilt im Übrigen auch für so manch einen ETF, der einen vermeintlich nachhaltigen Index abbildet.
Tipp am Rande: Einen Interessante Artikel zu dem Thema „Wie grün kann ein ETF sein?“ gibt es übrigens >> Hier <<
Und wer jetzt glaubt, dass dieses „umlabeln“ von Fonds nicht so einfach sei oder sein kann, dem sei gesagt, dass dies jedoch genauso passiert – man nennt es schlicht und ergreifend „Greenwashing“. Einem Anlageprodukt einen grünen Anstrich verpassen. Und wer jetzt hier die durchaus berechtigte Frage stellt, warum dies so von kontrollierenden Institutionen zugelassen wird, dem sei versichert, dass es hierauf eine recht einfache Antwort gibt.
Denn das dies bis dato „immer“ noch möglich ist, liegt eben genau daran, dass es keine klare Definition dessen gibt, was ein Finanzprodukt nun tatsächlich als nachhaltig klassifiziert. Im Grunde kann hier ein jeder Fondsmanager oder Fondsanbieter eigene Maßstäbe festlegen, ab welchem prozentualen Anteil an belegbar nachhaltig agierenden Unternehmen der Fonds mit dem Label „Nachhaltig“ etikettiert wird.
Stichwort Atomkraft: Nachhaltig oder nicht
Eins der besten Beispiele hierfür ist die Diskussion beim Thema Atomkraft: Während die einen hierin eine, zu akzeptierende Energiequelle sehen, um den CO2 Ausstoß zu verringern, wird sie von anderen, ob der von ihr ausgehenden Strahlungsgefahr verteufelt. Was in der Praxis bedeutet, dass je nach Anbieter von Anlageprodukten, Konzerne die Atomkraft produzieren, auch Einzug in deren Fonds finden. Verdient der Fonds dann noch das Merkmal der „Nachhaltigkeit“? Definitionssache…
Und einen weiteren Aspekt fordern Trends hervor – einer Reduzierung der Kosten-Sensibilität auf Seiten der Anleger. Und auch dies ist etwas, was so manch ein Anbieter von nachhaltigen Geldanlagen auszunutzen scheint – die Bereitschaft der Anleger für eine gute Sache etwas mehr Geld ausgeben zu wollen. Was insbesondere dann ärgerlich ist, wenn dem Anleger dann etwas als nachhaltig „verkauft“ wird, was es im Grunde genommen gar nicht ist.
Grüne Geldanlagen: Anleger sollten Transparenz „einfordern“
Insofern sollten Anleger, die ein Interesse an nachhaltigen Geldanlagen haben, generell ein verschärftes Augenmerk auf die angebotenen Anlage-Produkte richten. Nur weil ESG im Fondstitel steht, ist dies keine Garantie dafür, dass dieser Fonds ihrem persönlichen Anspruch an eine nachhaltige Geldanlage gerecht wird. Schauen sie sich die Unternehmen innerhalb des Fonds genau an und stellen sie, falls sie eine Auswahl mithilfe eines Beraters treffen wollen, Fragen. Weicht ein Berater bei spezifischen Fragen zu den einzelnen Fonds mit der Erklärung, aus, diese Frage sei so nicht zu beantworten oder aber etwas sei so kompliziert, dass sie es als Laie ohnehin nicht verstehen würden – Finger weg!
Und somit richten wir einen klaren Appell an potenzielle Anleger, die ein wirklich nachhaltiges Kapitalanlage-Angebot wünschen:
Wir bei vividam haben klare Vorstellungen davon, was nachhaltig ist oder nicht. Daher schließen wir u.a. Atomkraft aus und haben den offenen Brief des FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.) an die EU Kommission letzte Woche mit unterschrieben. „Atomkraft gehört nicht in die EU-Taxonomie! Und die Bundesbürger wollen es auch mehrheitlich nicht mehr“, so Frank Huttel.
Vividam ist grün – und zwar durch und durch!
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.