Nachhaltig Investieren mit belegbarem Effekt: Seitens der Investment-Branche wird dies als quasi bestmöglich auszuführendes „investieren“ tituliert – Impact Investing beziehungsweise Impact Investment. Und die letzte Marktstudie des Forums nachhaltige Geldanlagen e.V. zeigt abermals, dass der Trend zu nachhaltigen Investments beziehungsweise grünem investieren ungebrochen ist. Doch zwei andere Studien zeigen auch, dass Nachhaltigkeit beim Thema Investment und Vermögensaufbau beim Gros der Deutschen nicht das Entscheidungskriterium Nummer 1 ist. Vor allem aber auch, dass nicht jede „Form“ des nachhaltigen investieren eine hohe Akzeptanz besitzt.
Vielmehr zeigen diese beiden Studien nun das beim Thema Vermögensaufbau beziehungsweise Kapitalanlage die Faktoren Sicherheit und Rendite noch vor dem Aspekt der Nachhaltigkeit stehen. So hat das Thema Nachhaltigkeit zwar generell an Bedeutung gewonnen, spielt aber bei der generellen Entscheidung sein Geld anzulegen, bei den meisten Verbrauchern eine eher untergeordnete und keinesfalls entscheidende Rolle.
So berichtete kürzlich der Fondsverband BVI in seinem 1. Quartalsbericht 2022 dass sich das Vermögen deutscher Anleger bei den nachhaltigen Publikumsfonds im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt habe. So betrug das in nachhaltigen Fonds angelegte Kapital deutscher Anleger stattliche 563 Milliarden Euro. Eine Zahl, die bei verschiedenen Vermögensverwaltern in ihren eigenen Quartals- als auch Jahresberichten durchaus ihre Bestätigung findet. Die Branche nachhaltiger Geldanlagen „boomt“ also nach wie vor und das in wirtschaftlich durchaus schwierigen Zeiten.
Kuriosum: Nachhaltige Geldanlagen boomen nicht allein aufgrund der Nachhaltigkeit
Doch basiert dieser Boom bei den grünen Geldanlagen einzig und allein auf dem Aspekt der Nachhaltigkeit? Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei jenen Anlegern, die sich für diese grünen Anlageprodukte entscheiden wirklich? Die Ergebnisse zweier Studien offenbaren dabei in ihren Ergebnissen durchaus Erstaunliches:
So stellt die genossenschaftliche Fondsgesellschaft Union Investment in ihrer repräsentativen Erhebung fest, das rund 67 Prozent der Deutschen Nachhaltigkeit für ein wichtiges Thema halten. Allerdings ist das Thema bei lediglich 10 Prozent der befragten Anleger ein bedeutendes Entscheidungskriterium.
Dagegen legen 49 Prozent der Befragten ein besonderes Augenmaß auf die Sicherheit der Anlagen. Ebenso entscheidend bei der Auswahl der Anlageinstrumente ist für Anleger mit 48 Prozent der Faktor Rendite. Eher unbedeutend hingegen ist mit knapp 8 Prozent der Faktor „Kosten der Anlage“.
Impact Investment: Wirkung wird von fast jedem 2.ten Anleger angezweifelt
Einer der Punkte, die jedoch wirklich beachtenswert in der Studie ist, ist der Punkt des Impact Investing, also dem wirkungs-orientierten Investieren – sie wird schlicht angezweifelt. So geben 47 Prozent der befragten Anleger an, den Erfolg deutscher Nachhaltigkeitsbemühungen und deren globale Wirkung zu bezweifeln. Nur 13 Prozent denken, durch ihre Anlagen Einfluss auf die Unternehmensführung und Geschäftspraktiken von Unternehmen auszuüben. Hier hat also die Branche mit entsprechenden Angeboten also durchaus einen gewissen Nachholbedarf, und zwar dahingehend der breiten Anlegerschaft Belege zu erbringen, dass Impact Investing wirklich das erreicht, was es dem Anleger in derartige Produkte verspricht.
US-amerikanische Studie kommt zu vergleichbaren Ergebnissen
Die Ergebnisse der Union Investment zum Thema Impact Investment decken sich mit einer Studie des amerikanischen Vermögensverwalters American Century Investments. Darin wurden die Meinungen von Erwachsenen aus den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, Deutschland und Australien zu wirkungsbezogenen Geldanlagen verglichen. Unter den Befragten der vier Länder waren die Deutschen am wenigsten mit dem Konzept vertraut, und falls sie wussten, was sich hinter dem Konzept des Impact Investing versteckt, fanden es die wenigsten ansprechend.
Wo hingegen in den USA und Großbritannien jeweils 61 und 63 Prozent von wirkungsbezogenen Anlagen überzeugt waren, gaben nur 44 Prozent der Deutschen positive Antworten diesbezüglich. Bei den Kriterien für die Anlageauswahl der Deutschen belegten Auswirkungen auf die Gesellschaft mit 59 Prozent den letzten Platz. Rendite, Risiken, Kosten und Anlagedauer waren allesamt wichtiger. Ein ähnliches Bild ergibt sich in den anderen Ländern, allerdings nannten in allen mehr Befragte die Auswirkungen als Entscheidungsgrund.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.