Die umfassende mediale Untersuchung, durchgeführt von Cision, einem weltweit führenden Anbieter von Kommunikationsplattformen sowie Dienstleistungen im Bereich Verbraucher- und Medienintelligenz, wirft ein präzises Licht auf die anhaltende Präsenz von ESG-Themen trotz sich wandelnder Gegebenheiten. Diese umfangreiche Analyse untermauert die fortdauernde Bedeutung dieser Themen.
Die Erhebung der Daten, ergänzt durch Umfrageresultate, belegt, dass die öffentlichen Diskussionen in den Medien und auf sozialen Plattformen im Zeitraum von Januar 2020 bis Juni 2023 in Bezug auf ESG-Themen an Intensität gewonnen haben, trotz der nachlassenden Neigung der Konsumenten, einen höheren Preis für ökologisch verträgliche Produkte zu bezahlen, und eines nachlassenden Interesses daran, ob Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen.
Emotionen und politische Spannung bestimmen Diskurse
Diese Untersuchung belegt ebenfalls, dass die Diskurse über ökologische und soziale Fragestellungen von stärkerer Emotion und politischer Spannung durchzogen sind. In die Untersuchung flossen Beiträge aus traditionellen Medien ebenso wie von Plattformen wie Twitter (jetzt X), Facebook, Instagram, YouTube, Reddit, Foren und Tumblr ein. Fachkundige Experten analysierten zusätzlich Beiträge in den Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch, um Vergleichsmöglichkeiten zu schaffen.
So unterstreicht Manuela Schreckenbach, Leiterin der Insights-Beratung DACH bei Cision:
„Unternehmen sind aufgrund zunehmender Anforderungen an die ESG-Berichterstattung kontinuierlich verpflichtet, größere Transparenz walten zu lassen. Gleichzeitig sehen sie sich vermehrt dem Vorwurf des Greenwashings ausgesetzt. In ihrer kommunikativen Strategie ist es für sie von großer Bedeutung, klare Standpunkte in Bezug auf ESG-Themen zu vertreten und konkrete Fortschritte zu illustrieren.“
Obwohl lediglich etwa ein Prozent der ESG-Berichterstattung in Deutschland in Verbindung mit DAX-Unternehmen steht, ist es von essenzieller Bedeutung, dass Kommunikationsverantwortliche weiterhin wachsam agieren.
Beim Thema ESG liegt der Fokus vor allem auf Umweltthemen
Das erste Halbjahr 2023 zeigt eine um 36 Prozent gesteigerte Präsenz von ESG-Themen in Deutschland im Vergleich zum Durchschnitt der vorangegangenen drei Jahre. In dieser Zeitspanne konzentrierte sich die Diskussion verstärkt auf Umwelt und Klima. Während ökologische Themen im gleichen Zeitraum um 74 Prozent an Bedeutung gewonnen haben, verzeichneten soziale Themen einen Anstieg von acht Prozent und Aspekte der Unternehmensführung einen Anstieg von sechs Prozent. Das mittlerweile in der breiten Öffentlichkeit bekannte Kürzel „ESG“, stehend für Environment, Social, Governance (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung), wird hier in gewohnter Weise übersetzt.
Umweltthemen machten bereits im Jahr 2020 51 Prozent der ESG-Berichterstattung in deutschsprachigen Medien aus. Bis 2023 erhöhte sich dieser Anteil auf 70 Prozent. Der Fokus im Bereich ökologischer Themen liegt auf Klimaprotesten, Hitzewellen und politischen Aspekten wie dem neuen Klimaschutzgesetz sowie Diskussionen rund um Heizungsanlagen. Nicht weniger als 29 Prozent der Emotionen und Stimmungen, die in sämtlichen Erwähnungen von ESG-Themen in den Medien auftreten, sind von negativer Natur. Hierbei dominieren Gefühle von Wut, Abscheu, Traurigkeit und Angst.
Die Agenda gestaltet sich auf internationalen Vergleichsmärkten differenzierter: Dort sind soziale Themen während des gesamten analysierten Zeitraums mit Anteilen um die 70 Prozent der ESG-Berichterstattung präsent. Die Medien widmen sich Fragen der Menschenrechtsverletzungen, des Rassismus, der LGBTQ-Rechte und des „Wokeism“.
Bemerkenswert ist, dass das Thema Unternehmensführung in sämtlichen analysierten Sprachen nur wenig innerhalb der ESG-Berichterstattung vertreten ist. Dennoch unterstreicht die Analyse deutlich, dass Proteste und politische Fragestellungen die ESG-Agenda dominieren. Interessanterweise sind 7,9 Prozent der ESG-Berichterstattung mit politischen Parteien in Verbindung zu bringen, was etwa 7- bis 8-mal mehr ist als bei DAX-Unternehmen.
Resultate der Analyse wurden mit Umfrage-Ergebnissen abgeglichen
„Für diese Untersuchung haben wir nicht nur Medieninhalte ausgewertet, sondern auch andere Studien und Umfragen von Instituten wie Infratest dimap oder dem Global Web Index (GWI) mit einbezogen. Diese ganzheitliche Datenauswertung ermöglicht eine tiefere Analyse der Medienlandschaft und eröffnet direktere Implikationen für konkrete Handlungsstrategien“, erläutert Jonas Kolbe, leitender Strategieberater für Insights bei Cision.
Ein exemplarisches Ergebnis hierbei ist, dass gemäß GWI im Jahr 2023 nur noch 53 Prozent der Befragten angaben, „bereit zu sein, mehr für umweltfreundliche Produkte zu bezahlen“. Dies stellt einen Rückgang von beachtlichen 5,9 Prozent im Vergleich zu 2020 dar. Parallel dazu erhöhte sich im gleichen Zeitraum die Berichterstattung zu Umweltthemen in deutschen Medien um beeindruckende 74 Prozent.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.