Keine Frage: Das Bewusstsein, die Umwelt zu schützen und den eigenen Lebenswandel hin zu mehr Nachhaltigkeit auszurichten, steigt. Dies belegen zahlreiche Verbraucherbefragungen der letzten Jahre. Dies zeigt sich auch beim Thema Geldanlagen, denn auch hier verzeichnet die Investment-Branche seit Jahren eine steigende Nachfrage bei grünen Investments. Diese stetig steigende Nachfrage nach „grün“ gelabelten Anlageprodukten ist dabei nicht nur vom generell steigenden Interesse seitens der potenziellen Anlegerschaft getrieben, sondern auch von diversen gesetzlichen Regelungen als auch dem sogenannten „Green Deal“ der EU. Dies zeigt sich vor allem in der, seit dem 2. August 2022 geltenden Pflicht bei der Anlageberatung nach den Nachhaltigkeitspräferenzen der Anleger zu fragen.
Was bedeutet die gesetzlich erforderte Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen bei der Anlageberatung?
Die gesetzlich erforderliche Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen bei der Anlageberatung besagt, dass Anlageberater dazu verpflichtet sind, bei der Beratung von Kunden über finanzielle Anlagen auch deren Überzeugungen und Vorlieben im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG-Kriterien) zu berücksichtigen. Diese Abfrage dient dazu, sicherzustellen, dass die Anlagestrategie des Kunden seinen persönlichen Werten entspricht und zu einem besseren Verständnis zwischen Kunde und Berater beiträgt.
Kompetente Beratung nicht nur auf die Nachhaltigkeitsabfrage konzentrieren
Soweit die Theorie, wobei jedoch an dieser Stelle festgestellt werden muss, dass letztendlich die Entscheidung, wie viel Risiko eingegangen werden soll und inwieweit politisch-ideologische Ziele mit ökonomischen Zielen vereinbart werden soll, letztendlich immer noch vom Anleger selbst getroffen werden muss.
Die Frage an dieser Stelle ist jedoch wie bewusst ein Anleger eine solche Entscheidung wirklich treffen kann geschweige denn, aufgrund eines geringen Fachwissens überhaupt in der Lage ist, eine solche Entscheidung zu treffen? Mal frei von irgendwelchen Unterstellungen und Mutmaßungen, so zeigen doch Erfahrungen aus der Vergangenheit – Stichwort Finanzkrise 2008 – das nicht selten dieses Unwissen seitens der Anlegerschaft in einem gewissen Maße Gefahr läuft, ausgenutzt zu werden.
Denn selbst wenn die Abfrage hinsichtlich der Nachhaltigkeitspräferenzen im WpHG-Bogen in Bezug auf mehr Nachhaltigkeit beim Thema Geldanlage einen Schritt in die richtige Richtung darstellt, so sollten die Themen Risikoneigung und generelle Anlageinteressen nicht vernachlässigt werden.
Es zeigt sich: Der Erklärungs- und Beratungsbedarf ist bereits vor der eigentlichen Auswahl eines Fonds groß. Sowohl bei den Angaben zur Nachhaltigkeitspräferenz als auch bei der Auswahl der Risikopräferenz bedarf es Fachwissen und finanzieller Kompetenz, um sich als Anleger bewusst richtig zu entscheiden. Gerade für Investmentneulinge ist es deshalb sinnvoll, einen vertrauenswürdigen und kompetenten Partner – etwa einen Certified Financial Planner – an der Seite zu haben, der auf mögliche Fallstricke hinweisen kann und über die notwendige Expertise verfügt.
Worauf Anleger bei der Auswahl nachhaltiger Geldanlagen generell achten sollten
Wenn Anleger nachhaltige Geldanlagen auswählen, sollten sie folgende Faktoren berücksichtigen:
- Nachhaltigkeitskriterien: Es ist wichtig zu verstehen, welche ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) für den Anleger wichtig sind und ob diese von dem ausgewählten Investmentfonds oder -produkt unterstützt werden.
- Investmentstrategie: Die Investmentstrategie des Fonds sollte im Einklang mit den Nachhaltigkeitspräferenzen des Anlegers stehen. Einige Fonds konzentrieren sich auf Unternehmen, die in bestimmten Branchen tätig sind, während andere einen breiteren Ansatz verfolgen.
- Performance: Nachhaltige Geldanlagen sollten eine angemessene finanzielle Performance aufweisen, die den Erwartungen entsprechend des Risikoprofils des Anlegers entspricht.
- Transparenz: Ein wichtiger Faktor bei nachhaltigen Geldanlagen ist die Transparenz. Anleger sollten sicherstellen, dass sie Zugang zu detaillierten Informationen über die Anlagephilosophie, den Anlagestil und die Finanzdaten des Fonds haben, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
- Regulierung und Überwachung: Es ist wichtig, sicherzustellen, dass das ausgewählte Investmentprodukt reguliert und überwacht wird, um sicherzustellen, dass die Investitionen tatsächlich in nachhaltige Unternehmen fließen und dass die finanziellen Berichte korrekt sind.
Zusammenfassung und Fazit
Zusammenfassend sollten Anleger bei der Auswahl nachhaltiger Geldanlagen ihre persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen, die finanzielle Performance, die Transparenz und die Regulierung berücksichtigen, um sicherzustellen, dass sie eine Anlageentscheidung treffen, die ihren Zielen entspricht.
In Zusammenarbeit mit einem qualifizierten Finanzberater kann durch eine verständliche, ergebnisoffene und dem Kundenwohl verpflichtete Beratung eine nachhaltige Anlagestrategie erarbeitet werden, die zu den individuellen Präferenzen eines Anlegers passt. Unbewusste Fehlentscheidungen können so auch beim Kauf nachhaltiger Investments vermieden werden.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.