Die Weltnaturkonferenz (CBD COP16) und die Weltklimakonferenz (COP29) sind zwei bedeutende Ereignisse, die das Potenzial haben, die Richtung der globalen Bemühungen zum Klimaschutz und zur Erhaltung der Biodiversität zu beeinflussen. Diese Konferenzen bieten eine Plattform für Investoren, Unternehmen und politische Entscheidungsträger, um gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.
Weltnaturkonferenz in Cali, Kolumbien
Die 16. UN-Weltnaturkonferenz startete am 21. Oktober 2024 in Cali, Kolumbien. Diese Konferenz, die auch als CBD COP16 bekannt ist, zielt darauf ab, den Fortschritt des Weltnaturabkommens von 2022 zu bewerten und neue, ehrgeizige Ziele zur Erhaltung der biologischen Vielfalt festzulegen. Das Hauptanliegen dieser Konferenz ist die Überprüfung des Standes der weltweiten Bemühungen zum Schutz der Artenvielfalt und die Festlegung neuer Maßnahmen, um den Verlust der Biodiversität bis 2030 zu stoppen und umzukehren.
Der WWF fordert, dass diese Konferenz zu stärkeren politischen Verpflichtungen führt und konkrete Maßnahmen zur Erhaltung von Arten und Ökosystemen verabschiedet werden. Dazu gehören der Schutz und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume, die Förderung nachhaltiger Landwirtschaft und Fischerei sowie der Schutz gefährdeter Arten durch internationale Zusammenarbeit. Investoren, die an der Konferenz teilnehmen, haben die Möglichkeit, über aktuelle Entwicklungen im Naturschutz informiert zu werden und ihre Anlagestrategien entsprechend anzupassen.
Weltklimakonferenz in Baku, Aserbaidschan
Die 29. UN-Klimakonferenz (COP29) findet vom 11. bis 24. November 2024 in Baku, Aserbaidschan, statt. Im Zentrum dieser Konferenz steht die Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius, wie im Pariser Abkommen von 2015 vereinbart. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere auf der Unterstützung von Entwicklungsländern bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels und der Umsetzung nationaler Klimapläne.
Die Europäische Union (EU) setzt sich auf der COP29 intensiv für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels ein und drängt auf ehrgeizigere nationale Klimapläne der Mitgliedstaaten. Zudem fordert die EU eine verstärkte Förderung erneuerbarer Energien und nachhaltiger Infrastrukturprojekte. Investoren profitieren von dieser Konferenz, indem sie frühzeitig neue politische Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten erkennen und diese in ihre Anlagestrategien integrieren.
Die Rolle der Finanzwelt
Die Forderung von 534 Finanzinstitutionen nach ehrgeizigeren Klimazielen unterstreicht die wachsende Bedeutung der Finanzwelt im Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität. Diese Akteure drängen auf verbindliche Maßnahmen, die Unternehmen und Regierungen zu transparentem Handeln verpflichten. Unternehmen sollen klare Umweltziele setzen und die Erreichung dieser Ziele offenlegen, um das Vertrauen der Investoren zu stärken und nachhaltige Investitionsströme zu fördern.
Die Finanzwelt spielt eine zentrale Rolle bei der Mobilisierung von Kapital für umweltfreundliche Projekte. Nachhaltige Anlagestrategien, die ökologische Kriterien wie den Schutz der Biodiversität oder die Reduzierung von CO₂-Emissionen berücksichtigen, können entscheidend zur Transformation der Wirtschaft beitragen. Investoren, die ökologische und soziale Aspekte in ihre Entscheidungen einbeziehen, fördern nicht nur nachhaltige Entwicklung, sondern minimieren gleichzeitig Risiken und sichern langfristige Renditen.
Herausforderungen und Chancen
Trotz positiver Entwicklungen gibt es nach wie vor erhebliche Herausforderungen bei nachhaltigen Geldanlagen. Eine der größten Schwierigkeiten besteht darin, die Auswirkungen von Investitionen auf Biodiversität und Klima präzise zu messen. Hierzu sind neue Standards, Technologien und Methoden erforderlich, die zuverlässige Daten und Transparenz gewährleisten. Ebenso sind klare Rahmenbedingungen notwendig, um Investoren eine Orientierung zu bieten und den Fortschritt bei der Umsetzung von Umweltzielen zu bewerten.
Auf der anderen Seite eröffnen sich auch zahlreiche Chancen. Neue Technologien, wie künstliche Intelligenz und Big Data, können dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck von Unternehmen und Investitionen genauer zu bewerten. Darüber hinaus bietet die Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen und Forschungseinrichtungen die Möglichkeit, innovative Lösungen zu entwickeln. Investoren, die proaktiv auf diese Entwicklungen reagieren, können nicht nur zur Bewältigung globaler Umweltprobleme beitragen, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen.
Fazit
Die Weltnatur- und Weltklimakonferenz 2024 markieren einen wichtigen Meilenstein im globalen Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität. Für Investoren bietet sich die Gelegenheit, sich frühzeitig auf die zukünftigen Entwicklungen einzustellen und ihre Anlagestrategien im Sinne der Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Finanzwelt ist essenziell, um die ambitionierten Ziele dieser Konferenzen zu erreichen. Nachhaltige Geldanlagen werden nicht nur zu einem zentralen Hebel für den Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch zu einem entscheidenden Faktor für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Unternehmen und Investoren, die ökologische und soziale Verantwortung in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen, werden in einer zunehmend umweltbewussten Gesellschaft Wettbewerbsvorteile erzielen. Die Konferenzen von 2024 sind damit nicht nur ein Appell an die Politik, sondern auch eine Einladung an die Finanzwelt, aktiv zur Lösung globaler Umweltkrisen beizutragen.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.