Wer hätte das gedacht? Laut einer Markt-Analyse bilden Start-Ups in Deutschland nicht nur das Fundament für innovative Technologien, Bezahlsysteme etc., sondern leisten auch einen nicht unerheblichen Beitrag zum Wandel der deutschen Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit. Das geht sogar soweit, dass die Start-Up Szene hier als eine der treibenden Elemente einer nachhaltigen Wirtschaft gesehen wird. Und das nicht nur aus politischer Perspektive, sondern auch belegt durch eine aktuelle Marktanalyse.
Den angesprochenen Beleg liefert hierzu der aktuelle Green Startup Monitor 2024, der erst kürzlich veröffentlicht wurde. Aus diesem Bericht wird ersichtlich, dass grüne Startups einen wesentlichen Beitrag zur Transformation der Wirtschaft leisten. Aus dem Vorwort von Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz:
„Fast ein Drittel der deutschen Start-ups (…) hat Nachhaltigkeit zu seinem Geschäftsmodell erklärt. Diese Jungunternehmen spielen damit eine wichtige Rolle bei der Transformation hin zu einem klimaneutralen wirtschaften bis 2045!“
Nachhaltige Wirtschaft: Zahlreiche Start-Ups legen erheblichen Wert auf eine nachhaltige Einstufung
Und in der Tat: Fast ein Drittel aller Startups in Deutschland lassen sich als grün einstufen. Angesichts der aktuellen Herausforderungen im Markt- und Finanzierungsumfeld ist der Anteil in letzter Zeit zwar leicht zurückgegangen, dennoch trieben diese jungen Unternehmen mit ihren teilweise doch recht visionären Ideen dringend notwendige nachhaltige Lösungen voran. Eine Kraft, die man sich auch bei dem ein oder anderen „traditionellen“ und etablierten Unternehmen auch wünschen würde.
Dabei vollziehen die Start-Ups hier durchaus einen gewissen Spagat, denn mehr als die Hälfte dieser grünen Startups verfolgt vor allem das Ziel, schnell zu wachsen und einen hohen Marktanteil zu erreichen. Und doch ist Verbindung ökonomischer und ökologischer Ziele ist für eine effektive Bekämpfung der Klimakrise entscheidend. Womit deutlich wird das ausgerechnet diese Startups die Transformation der Wirtschaft in wichtigen Nachhaltigkeitsfeldern wie der Energiewende oder der Circular Economy in erheblichem Maße vorantreiben.
Kooperationen mit Hochschulen und Forschung: Grüne Start-Ups sind hier Vorreiter
Dabei basiert dieses „vorantreiben“ einer nachhaltigen Wirtschaft seitens der Start-Ups auch auf der Nutzung verschiedener Quellen: So initiieren und nutzen mehr als die Hälfte der grünen Startups entsprechende Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Diese Zusammenarbeit belegt die Bedeutung der grünen Startups als Brücke zwischen akademischer Forschung und praktischer Anwendung, wodurch neueste Forschungsergebnisse in nachhaltige Geschäftsmodelle umgewandelt werden. Interessant hierbei? Bei den als nicht grün titulierten Start-Ups beträgt der Anteil jener Kooperationen lediglich 38%.
Partnerschaften mit der Industrie werden gezielt gesucht
Was neben den zuvor angesprochenen Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen betrifft, so ist das Thema Zusammenarbeit nicht allein auf diese beiden Institutionen beschränkt. So wird in dem zu Beginn genannten Green Startup Monitor deutlich, dass die Unternehmen auch überdurchschnittlich häufig mit etablierten Unternehmen zusammen, was abermals ihre Bedeutung als Impulsgeber für Innovation und Wandel der gesamten Wirtschaft unterstreicht.
Diese Partnerschaften fördern nicht nur die Innovationsfähigkeit der beteiligten Unternehmen, sondern sie stärken auch die Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Bemerkenswert ist, dass der Anteil grüner Startups in Kooperationsprojekten mit der etablierten Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr zunimmt, entgegen einem gegenläufigen Trend unter Startups insgesamt.
Höhere Sensibilität beim Thema Nachhaltigkeit? Mehr Frauen an der Spitze bei grünen Start-Ups
Was ebenfalls erfreulich ist: Frauen sind treibende Kräfte bei nachhaltigen Start-Ups. So zeigt sich das hier, dass deutlich mehr Frauen an der Spitze der Unternehmen stehen als Männer. In Zahlen ausgedrückt, beträgt hier das Verhältnis 24 % zu 17 %. Was nicht bedeutet, dass Männer in Führungspositionen dem Thema Nachhaltigkeit kritischer gegenüberstehen als Frauen, die Sensibilität hinsichtlich einer „grünen“ Unternehmensführung bei Frauen aber ausgeprägter zu sein scheint.
Professionalisierung des Wirkungsmanagements ist erkennbar
Doch bei all den zuvor genannten Punkten beleibt abschließend doch die Frage im Raum, woran sich eigentlich bemessen lässt, dass grüne Start-Ups eben jenen zu Beginn angesprochenen hohen Einfluss auf den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft haben?
Klare Antwort? Die Lieferung von Zahlen. Dabei ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der grünen Transformation die eindeutige Definition von Kennzahlen sowie deren zuverlässige Messung.
In diesem Zusammenhang zeigt sich eine äußerst erfreuliche Entwicklung: Im Vergleich zum Vorjahr ist ein deutlicher Anstieg von 27 auf 39 Prozent bei grünen Startups zu verzeichnen, die ihre Nachhaltigkeitswirkung mithilfe konkreter Daten und Fakten belegen können. Dies weist nicht nur auf ein wachsendes Angebot hin, sondern signalisiert auch eine verstärkte Umsetzung klar definierter Richtlinien im Bereich des Wirkungsmanagements.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.