Immer mehr Investoren – private und institutionelle Anleger – unterstützen durch Investments in umweltfreundliche Aktien und Fonds nachhaltige Unternehmen und grüne Initiativen. Ein solch nachhaltiges Investment Verhalten erfreut sich dank dem wachsenden, gesellschaftlichen Bewusstsein für den kollektiven Einfluss auf die Umwelt zunehmender Beliebtheit – zur Freude von Klima und Natur.
Anlegerinnen und Anleger beginnen verstärkt zu hinterfragen, welche Auswirkungen ihre Investments in Unternehmen, die die Umwelt verschmutzen und hohe CO2-Emissionen aufweisen, auf den Klimawandel und die Umweltschäden haben.
Noch vor wenigen Jahren galten nachhaltige und sozial und ökologisch verantwortungsbewusste Investments als Randerscheinung für Aktivisten. Nachhaltige Portfolios wurden im besten Fall von Börsenexperten belächelt und ihre Rentabilität und Renditen angezweifelt.
Heute müssen sich die Skeptiker zurückhalten, investieren wahrscheinlich längst selbst in grüne Investments: Laut der Harvard Kennedy School in den USA machte der Anteil an nachhaltigen Investitionen im Jahr 2018 rund 26 Billionen US-Dollar aus. Tendenz steigend. Es gibt mittlerweile mehr Nachhaltigkeitsfonds als je zuvor und Anlageberater können nicht mehr leugnen, dass ein ethisches und nachhaltiges Investments mindestens so rentabel ist wie die klassische Geldanlage – wenn nicht rentabler.
Nachhaltiges Investment und seine Vorteile
Wenn mehr Kapital in nachhaltige Unternehmen fließt, setzt das für alle Unternehmen, für die verantwortungsbewusst agierenden und – vielleicht sogar mehr und wichtiger – für die, die es nicht sind, einen Anreiz, grüner zu werden. Denn Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, kommen nicht umhin, ihre operativen Prozesse und Lieferketten, Unwirtschaftlichkeit, sowie umwelt-relevante Regelverstöße bei ihren Zulieferern zu analysieren.
Für Anlegerinnen stellt grünes Investment eine Möglichkeit dar, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Wer ein vollständig ökologisch nachhaltiges Portfolio sein Eigen nennt, kann sich sicher sein, dass sein Geld nicht für Unternehmen arbeitet, die Umwelt, Klima und Natur aktiv schädigen oder laxe Regulierungen im Ausland ausnutzen. Umweltfreundliche Geldanlagen geben Investor*innen außerdem Gelegenheit, Unternehmen mit ressourcenschonenden Ideen zu fördern.
Kriterien für grüne Geldanlageprodukte
Der Finanzdienstleister MSCI, unter anderem Herausgeber diverser, bekannter globaler Aktienindizes, hat für seinen Nachhaltigkeitsindex (MSCI World Socially Responsible Index (SRI)) drei tragende Säulen festgelegt, die unter anderem auch von anderen grünen Indizes als Maßstab angelegt werden:
- Umwelt
- Soziales
- Unternehmensführung
Jeder dieser 3 Faktoren beinhaltet mehrere, miteinander in Wechselwirkung stehende Themen, die Unternehmen in Angriff nehmen müssen, um die Aufnahmekriterien in den MSCI Nachhaltigkeitsindex zu erfüllen.
Dazu gehören etwa Initiativen
- für den Kampf gegen den Klimawandel,
- zum Schonen natürlicher Ressourcen,
- um Verschmutzung und Abfälle zu reduzieren,
- zur Implementierung umweltschonender Lösungen.
Alle vier dieser Initiativen werden anhand bestimmter Schlüsselfaktoren bewertet. So wird die Klimafreundlichkeit durch die Höhe der CO2-Emissionen, den ökologischen Fußabdruck der hergestellten Produkte, die Förderung von Umweltverträglichkeit, sowie die Klima-Anfälligkeit des Unternehmens insgesamt festgelegt.
Die Ressourcen-Schonung wird am Wasserverbrauch, am Erhalt der Biodiversität und der Effizienz der Flächennutzung, sowie an der Rohmaterialbeschaffung festgemacht. Die Verträglichkeit der Ausstöße und Abfälle wird anhand von toxischen Emissionen und Abfällen gemessen, an der Menge und Art des Verpackungsmaterials und daraus resultierender Abfälle, sowie der Menge an Elektroschrott, den ein Unternehmen produziert.
Als umweltschonende Lösungen gelten indes saubere Technologien, emissionsarme Gebäude und der Einsatz erneuerbarer Energien.
Unternehmen, die sich diesen Aspekten konsequent und direkt widmen und sich durch hohes Engagement in diesen Bereichen hervortun, werden als nachhaltige Investments betrachtet.
Nachhaltige Investitionsmöglichkeiten
Genauso, wie es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, ein traditionelles Portfolio zu verwalten, kann man auch auf unterschiedlichste Weise nachhaltig investieren. Man kann sich für aktive Investments entscheiden, indem man eigeninitiativ in Nachhaltigkeitsfonds und bestimmte Unternehmen investiert. Alternativ kann man über Anlageverwalter und Robo-Advisor einen passiven Anlageansatz verfolgen.
Neuinvestor*innen sollten sich gegebenenfalls an einen Experten wenden oder zumindest profunde Recherche betreiben, bevor sie selbst aktiv ins grüne Investment einsteigen. Auch grünes Investment ist nicht frei von Risiken. Aber es gibt Strategien und Praktiken, mit denen sich das Risiko minimieren lässt, sodass man die Chancen auf einen gute Rendite erhöhen kann. Diversifizierung zum Beispiel ist eine Grundvoraussetzung für ein möglichst erfolgreiches, grünes Investment.
Aktiv gemanagt und eigeninitiativ grün investieren
Aktive Teilhabe am Tageshandel der Börsen sollten vor allem Neuanleger*innen besser Profis überlassen. Der konstante Kauf und Verkauf von Aktien und Anteilen ist nur selten ein dauerhaft gewinnträchtiger Ansatz. Aktiv gemanagte Fonds schlagen den Markt nur in Ausnahmefällen.
Wer aber eigeninitiativ grün investieren möchte, sollte sein Hauptaugenmerk auf die vielen Eco-Smart Indexfonds richten, die am Markt verfügbar sind. Diese Indizes bilden den Aktienkurs nachhaltiger Unternehmen nach – unter anderem auch solche, die die MSCI-Vorgaben erfüllen.
Passive Möglichkeiten nachhaltig zu investieren
Wer sich als Investor*in für die Zusammenarbeit mit einem Vermögensverwalter entscheidet, hat grob gesagt zwei Möglichkeiten: Entweder man wendet sich an einen traditionellen Finanzberater oder man wählt einen Robo-Advisor.
Bei der Suche nach einem klassischen Anlageberater, sollte man sich an eine Finanzberatung wenden, die auf grüne Investments spezialisiert ist. Zwar bieten mittlerweile beinahe alle Vermögensverwaltungen auch nachhaltige Anlageprodukte an, doch spezialisierte Berater haben meist mehr Erfahrung mit dem Aufbau eines rentablen, grünen Portfolios.
Wer die moderne digitale Geldanlage wünscht, greift am besten auf einen nachhaltig investierenden Robo-Advisor zurück, der darauf programmiert ist, anhand von Risikobereitschaft und Erfahrung des Anlegers ein möglichst erfolgsversprechendes grünes Portfolio zu generieren.
Der Vorteil liegt hier ganz klar auf der Kosteneffizienz, die dem Investor zugute kommt, weil er für das Portfoliomanagement geringere Gebühren bezahlt, als bei einem menschlichen Anlageberater. Allerdings erfordert ein Robo-Advisor auch ein wenig Kenntnis des Marktes und ein Grundvertrauen in Technologie. Ebenso ist ein Basis-Wissen im Bereich Investment durchaus empfehlenswert.
Die Regeln für ein nachhaltiges Investment
Für Geldanlagen in grüne Investmentprodukte gelten im Kern die gleichen Regeln wie für traditionelle Investitionen. Allerdings erfordert grünes Investment einen genaueren Blick, um nicht auf Greenwashing hereinzufallen und so durch die Hintertür doch Unternehmen zu fördern, die es mit der Nachhaltigkeit nicht ganz so genau nehmen. Auch hierbei kann ein erfahrener Anlageberater für nachhaltiges Investment eine hilfreiche Stütze sein.
Grünes und nachhaltiges Investment ist kein kurzlebiger, nicht ganz ernst zu nehmender Trend mehr. Es ist eine absolut rentable Anlagestrategie, die es sehr wohl zulässt, ein diversifiziertes Portfolio mit individuellem Risikowert aufzubauen, um gute Renditen einzufahren.
Dank nachhaltiger Investoren und Vermögensinitiativen, werden immer mehr Unternehmen und Organisationen glaubhaft nachhaltig wirtschaften. Wenn die Nachfrage nach grünem Investment weiter anhält – wovon auszugehen ist –, könnte dies die Finanzwelt und damit viele Industriebranchen und Wirtschaftssektoren langfristig beeinflussen.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.