Mit zunehmendem Bewusstsein für die klimatischen Veränderungen, möchten die Menschen verstärkt ihren Beitrag dazu leisten, die Natur, die Umwelt, die Erde zu retten. Aber nicht jeder kann oder will seinen Lebensstil komplett auf den Kopf stellen. Viele suchen also nach einer Möglichkeit, das, was sie ohnehin jeden Tag tun, einfach mit mehr Nachhaltigkeit anzugehen.
Sie kaufen zum Beispiel wiederverwendbare Einkaufstaschen oder Kleidung aus umweltbewusster Herstellung. Oder sie verstärken ihren Einsatz in ökologisch nachhaltige Geldanlagen ; in der Tat ein sehr mächtiges Instrument, um Änderungen hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft anzustoßen.
Im Rahmen des sozialverantwortlichen Investierens sind grüne Investments eine Anlagestrategie, bei der man vorzugsweise in umweltbewusste Unternehmen investiert, die bestrebt sind, natürliche Ressourcen zu schützen. Auch wenn grünes Investment eine tolle Gelegenheit darstellt, eine Sache, an die man glaubt, zu unterstützen, sollte man auch bei nachhaltigen Anlageprodukten alle Risiken und Vorteile kennen und gegenüberstellen. Genau hierüber will dieser Artikel einen Überblick geben.
Was sind ökologisch nachhaltige Geldanlagen?
Der Begriff “Grün” oder eben „ökologisch-nachhaltig“ wird im Allgemeinen immer dann bemüht, wenn man die Umweltverträglichkeit eines Produktes oder eines Herstellungsverfahrens unterstreichen möchte. Aber was genau macht denn ein Unternehmen “grün”? Nun, das ist eine Frage der Interpretation.
Als „nachhaltig“ gelten etwa Unternehmen, die im Bereich neue, nachhaltige Technologien und Prozesse forschen und entwickeln, die unmittelbar positive Auswirkungen (Impact) auf Natur und Umwelt haben. Dazu zählen etwa Firmen, die im Bereich nachhaltiger beziehungsweise regenerativer Energien unterwegs sind oder Technologien auf den Markt bringen, mit deren Hilfe die Weltmeere von Mikroplastik befreit werden können.
Eine großzügigere Interpretation eines „grünen Investments“ würde wiederum auch Unternehmen einschließen, deren vorrangiges Ziel und Einnahmequelle sich nicht durch striktes und sehr konsequentes Umweltbewusstsein auszeichnet, sich aber um ressourcenschonende Praktiken und eine ökologische Unternehmenspolitik bemühen.
Woraus sich ergibt, dass es sich hierbei durchaus um einen Markt handelt, in dem es auch viele Grauzonen – sogenanntes „Greenwashing – gibt. So manch Unternehmen wird mit seinen vordergründig nachhaltigen Produkten zwar von der Industrie und Wirtschaft als klima- und umweltbewusst wahrgenommen, macht jedoch seinen größten Umsatz mithilfe ausbeuterischer Praktiken wie Waldrodungen, Wasser- und / oder bewusster Luftverschmutzung.
Am Ende des Tages ist es also auch eine Frage des persönlichen Verständnisses, was denn nun als ökologisch-nachhaltiges Investment angesehen wird. Dazu gehört auch, die Charakteristika, Bedingungen und Anlage-Möglichkeiten zu kennen und zu verstehen, welche ein wirklich ökologisch-nachhaltiges Investment auszeichnen. Zu verstehen, wo und womit es sich unter dem Aspekt von Nachhaltigkeit wirklich lohnt zu investieren.
Und dabei muss es sich nicht einmal um direkte Investments in Aktien handeln. Nachhaltig investieren lässt sich auch mittels Anleihen, passiven (ETFs) als auch aktiven Fonds, direkten Firmenbeteiligungen als natürlich auch mittels Aktien.
Möglichkeiten eines nachhaltigen Investments
Das Schöne an nachhaltigen und ökologisch sinnvollen Investments ist, dass man frei entscheiden kann, wie sehr man in die Auswahl grüner Initiativen involviert sein möchte: man kann gezielt Unternehmen und Assoziationen unterstützen, eine bestimmte Art von Energieressource fördern oder sich für eine ganze Bandbreite parallel einsetzen.
Ökologisch nachhaltige Geldanlagen können beispielsweise sein:
Wasserkraft: Wasserkraft zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen macht in Deutschland circa 10% aus. Rund 80% aller über 7.000 Wasserkraftwerke befinden sich dabei in Bayern und Baden-Württemberg. Ein grünes Investment in Wasserkraft ist etwa mit Aktien der Siemens AG, der österreichischen Verbund AG oder dem britischen Energieversorger SSE PLC möglich.
Windenergie: Windenergie erfreut sich weltweit zunehmender Beliebtheit. Wind ist eine saubere und erneuerbare Energiequelle, die in Deutschland einen Anteil von plus/minus 50% an der gesamten Stromerzeugung ausmacht. Möglichkeiten zum Aktienkauf bieten Unternehmen wie die dänische Vestas Wind Systems AS oder der deutsch-spanische Windradbauer Siemens Gamesa. Wer Fonds bevorzugt kann zum Beispiel in den First Trust Global Wind Energy ETF investieren.
Solarkraft: 2019 machte Solarenergie 9% der gesamten Stromerzeugung aus erneuerbaren Ressourcen aus. Wer an den Wachstum und die Chancen dieser Energiequelle glaubt, kann etwa in Unternehmen investieren, die Solartechnologien anwenden, herstellen oder in dem Bereich forschen. Anlagemöglichkeiten bieten etwa der Market Vectors Solar Energy ETF, der Aktienfonds Luxembourg Selection Fund – Active Solar A EUR oder die deutsche Solar-Fabrik AG.
Erdwärme: Erdwärme oder Geothermie nutzt Dampf oder erhitztes Wasser, um Stromgeneratoren anzutreiben. Es ist zwar nicht die am weitesten verbreitete, erneuerbare Energiequelle, ist ihr Anteil in der Gesamtstromerzeugung in Deutschland in den letzten 10 Jahren dennoch kontinuierlich gestiegen. Geldanlagen sind etwa in Form von Aktien bei der Deutsche Geothermische Immobilien AG möglich oder in Form einer Anleihe zum Beispiel bei der Star Energy Geothermal (Wayang Windu) Ltd.
Hinweis: Bei den hier aufgeführten ökologisch nachhaltigen Geldanlagen handelt es sich ausschließlich um Beispiele, um die Möglichkeiten von grünem Investment besser zu verbildlichen. Wir sprechen an dieser Stelle keinerlei Empfehlung aus. Bei Interesse an grünem Investment, wenden Sie sich gerne an unsere Berater.
Jenseits der Investition in gezielte Förderung nachhaltiger und erneuerbarer Energien, kann man sein Geld auch in den viel zitierten “guten Zweck” als solches investieren. Etwa, in dem man Aktien, Fondsanteile und ETFs erwirbt, die dem Kampf gegen Umweltverschmutzung zugute kommen, die die Verbesserung nachhaltiger Nahrungsmittelherstellung zum Ziel haben, oder die klima- und umweltverträgliche Abfallverwertung und Recyclingprozesse entwickeln und vorantreiben.
So kann das Portfolio „grüner“ werden
Grünes Investment bedeutet nicht zwingend, ausschließlich in Unternehmen zu investieren, die ein 100-prozentig umweltverträgliches Ziel verfolgen. Mitunter kann es sich lohnen, sich mit den Geschäftspraktiken diverser Unternehmen auseinanderzusetzen und in eines zu investieren, das sich sichtbar um mehr Nachhaltigkeit bemüht.
Es ist ohnehin anzuraten, ein möglichst diversifiziertes, also breit gestreutes, Portfolio zu haben, um Kursschwankungen auszugleichen und Verlustrisiken zu minimieren. Diese Vorgehensweise sollte man auch auf den Wunsch nach nachhaltigeren Investment-Möglichkeiten anwenden. Möglichst in mehrere Branchen und Unternehmen investieren kann ein ganzheitlicherer Ansatz sein, um mit seinem Geld Nachhaltigkeit anzukurbeln.
Abgesehen von Investments in 100% ökologisch nachhaltige Geldanlagen, kann ein Wechsel zu nachhaltigeren Investitionen auch bedeuten, sich auf Unternehmen zu konzentrieren, die eine allgemein sauberere Erfolgsbilanz vorweisen können. Auch Einlagen-Zertifikate und Rentenfonds kann man grüner gestalten.
Man sollte sich die Zeit nehmen, um die Unternehmen, in die man investiert hat, ein wenig genauer zu betrachten. Investments im Bereich fossile Brennstoffe und anderen Branchen, die die Umwelt und das Klima unmittelbar beeinträchtigen, sollte man im besten Fall abstoßen. Schließlich und endlich hat es jeder Anleger selbst in der Hand, wie groß der Einfluss seiner ökologisch-nachhaltigen Geldanlagen auf Klima und Umwelt sind oder sein sollen.
Tipps für grüne Investment-Alternativen
Wem traditionelle Anlageformen nicht geheuer sind oder nur einfach nicht genug, kann auch alternative Investmentoptionen in Betracht ziehen – auch an dieser Stelle gilt: Es handelt sich hier ausschließlich um die Darstellung von Informationen, nicht um Empfehlungen für ökologisch nachhaltige Geldanlagen.
Die eigene Kaufkraft nutzen: Jeder Einkauf jeden Produktes, ebenso wie die Wahl eines Energieversorgers, kann einen Unterschied machen. Recycelte Materialien oder unweltbewusst hergestellte Produkte fördern den Wandel.
Grüne Start-ups mikrofinanzieren: Über das eigene Netzwerk, über Crowdfunding-Kampagnen oder Mikrokredit-Plattformen können Anleger Geld verleihen – zum Beispiel an junge Unternehmen mit grünen Visionen, die nach Investoren suchen.
Stimmrecht als Stammaktionär nutzen: Wer sogenannte Stammaktien hält, kann bei der jährlichen Vorstandssitzung der Unternehmen sein Recht nutzen, um für Vorschläge und Vorstandsmitglieder zu stimmen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.