Rebalancing eines Portfolios? Was heißt das für mich als Anleger? Wer – basierend auf einem langfristigen Anlagehorizont – sein Investment-Portfolio aufbaut und es dann für sich „arbeiten“ lässt, ohne an der Zusammensetzung etwas zu verändern, verfolgt damit die klassische „Buy and Hold“ – Strategie. Doch die gleiche Strategie über Jahre im Portfolio beizubehalten, kann sich als eine echte Herausforderung darstellen.
Auf die Frage des „Warum kann es zu einer Herausforderung werden?“ läßt sich eine einfache Antwort finden: Auch ohne aktives Eingreifen ins Depot kommt es durch Wertschwankungen der einzelnen Positionen zu Veränderungen der Anlagestruktur. Folglich kann es so auf den Anlage-Horizont hin bezogen, zu deutlichen Abweichungen von den, ursprünglich ins Auge gefassten Anlagezielen kommen.
Das bedeutet, dass die Aufteilung beziehungsweise die Zusammensetzung eines Portfolios im Zeitverlauf stark von der ursprünglich festgelegten Anlagestruktur, der strategischen Asset Allocation, abweichen kann. Dann ist es Zeit für ein Rebalancing des Portfolios.
Rebalancing – was ist das überhaupt?
Unter Rebalancing (deutsch Neugewichtung) versteht man in der Regel eine antizyklische Umschichtung von Geldanlagen, um eine ursprünglich vorgenommene Gewichtung von Anlageklassen in einem Wertpapier-Portfolio wiederherzustellen. Im Fall von vividam werden Investmentfonds (Aktien-, Renten und Multi-Asset Fonds), die im Portfolio enthalten sind, umgeschichtet.
Warum überhaupt ein Rebalancing?
Aber warum? Durch Kursanstiege und/oder Kursrückgänge verschieben sich im Zeitverlauf die einzelnen Gewichte zueinander und ein Portfolio kann sich von seiner ursprünglichen Allokation entfernen.
So kann aus einem Portfolio, bestehend aus 50% Aktien und 50% Anleihen, wie z.B. vividam Nachhaltig 50, ein Depot mit 60% Aktien und 40% Anleihen werden – oder umgekehrt! Eine solche Zusammensetzung des Anlage-Portfolios entspricht dann nicht mehr dem ursprünglichen Risikoprofil des Kunden. Aus diesem Grund führen wir mindestens zum Jahreswechsel ein Rebalancing durch – oder wenn es die Situation an den Börsen dieser Welt „verlangt“.
Doch dabei ist auch Folgendes zu beachten: Ein zu häufiges Durchführen macht keinen Sinn, denn Rebalancing ist nicht immer kostenfrei. Möglicherweise fallen Steuern auf Veräußerungsgewinne beim Verkauf von Positionen an. Diese Kosten müssen bei einem Rebalancing immer in Betracht gezogen werden. Kosten und Nutzen müssen im Verhältnis bleiben.
Wir nehmen die Corona-Krise als Anlass, die vier vividam Strategien in den nächsten Tagen zu „reseten“ und führen ein außerordentliches Rebalancing durch. Dadurch kaufen wir antizyklisch Fonds mit einer zu geringen Gewichtung und verkaufen Fonds, die sich relativ besser entwickelt haben. Sparpläne und Zuzahlungen werden natürlich mit einbezogen. Die Abbildung zeigt dies.
Zusammenfassung: Warum Rebalancing Sinn macht
Es gibt drei gute Gründe warum Ihnen Portfolio-Rebalancing langfristig einen Mehrwert bietet:
1.) Kontrolle des Anlage-Risikos
Fakt ist, dass die globalen Börsen sich steig bewegen – sowohl aufwärts als auch abwärts. Somit kommt es an den sowohl im positiven als negativen Sinne zu Übertreibungen hinsichtlich der Entwicklungen einzelner Indizes. Es gibt also Phasen, in denen sich der Anteil risikoreicher Anlagen deutlich erhöht und das Gesamt-Portfolio nicht mehr Ihrer Risikobereitschaft entspricht. Das Ausbalancieren eines Portfolios dient also als Steuerungselement ihres gewählten Risikoniveaus.
2.) Antizyklisches Handeln
Ein Portfolio-Rebalancing liefert tendenziell antizyklische Handels-Signale. Das bedeutet, dass Anteile an risikoreicheren Positionen (wie zum Beispiel Aktien) in Hochphasen tendenziell abgebaut werden und in Tiefphasen wieder aufgebaut werden. Das verbessert langfristig die Chancen auf gute Rendite.
3.) Disziplinierung des Anlage-Verhaltens
Anpassungen von Portfolios, welche auf einer Rebalancing-Strategie, die sich beispielsweise an Anlage-Grenzen orientiert, basieren, reduzieren den Bedarf eines Markt-Timings quasi auf Null. Das Ausbalancieren von Portfolios ist somit ein ideales Werkzeug, um den bekannten psychologischen Fallstricken eines Investments effektiv entgegen zu wirken.
Wenn Sie weitere Fragen zum diesem Thema haben, kommen Sie gerne auf mich zu und schreiben mir eine Mail an frank.huttel@finet-am.de.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.